Für viele junge Deutsch-Bangladeschis ist der 16. Dezember („Bijoy Dibosh“) ein Tag voller grüner und roter Flaggen. Aber was steckt dahinter? War es nur ein Krieg um Land? Nein.
Es war der weltweit erste Krieg, der primär um eine Sprache und eine Kultur geführt wurde. Um diesen Tag wirklich zu verstehen, müssen wir tiefer in die Geschichte blicken. Hier ist die Geschichte unserer Freiheit – verständlich erklärt und mit Quellen belegt.
1. Der Ursprung: Warum wollten wir frei sein?
Als die Briten 1947 Indien verließen, entstand der Staat Pakistan. Er war zweigeteilt: West-Pakistan (heute Pakistan) und Ost-Pakistan (heute Bangladesch). Dazwischen lagen 1.600 Kilometer Indien.
Doch die Unterdrückung begann nicht mit Waffen, sondern mit Worten.
- Der Sprachkonflikt: Die Regierung in West-Pakistan wollte „Urdu“ als einzige Amtssprache durchsetzen. Wir Bengalen weigerten uns, unsere Muttersprache Bangla aufzugeben.
- Der Funke: Am 21. Februar 1952 schoss die Polizei auf Studenten in Dhaka, die für ihre Sprache demonstrierten. Dieser Tag ist heute der von der UNESCO anerkannte „Internationale Tag der Muttersprache“.
- Die Ungerechtigkeit: Obwohl im Osten mehr Menschen lebten und wir durch Jute-Exporte das meiste Geld erwirtschafteten, blieb der Reichtum und die politische Macht im Westen.
2. Die dunkelste Nacht: „Operation Searchlight“
Im Jahr 1970 gewann die bengalische Partei (Awami League) unter Sheikh Mujibur Rahman die demokratischen Wahlen haushoch. Doch statt die Macht zu übergeben, schickte das pakistanische Militär Panzer.
Am späten Abend des 25. März 1971 begann die brutale „Operation Searchlight“. Das Ziel war es, die bengalische Intelligenz und den Widerstandswillen in einer Nacht auszulöschen.
3. Der Widerstand und die Radio-Durchsage (Major Zia)
In dieser Stunde der Dunkelheit brauchte die Nation eine Stimme der Hoffnung. Nachdem Sheikh Mujibur Rahman festgenommen worden war, geschah etwas Entscheidendes in der Hafenstadt Chittagong.
Am 27. März 1971 verlas Major Ziaur Rahman über den geheimen Radiosender „Kalurghat“ die Unabhängigkeitserklärung im Namen von Sheikh Mujibur Rahman. Seine Stimme erreichte Millionen von Menschen über das Radio. Diese mutige Durchsage signalisierte der Welt und den Menschen im Land: „Wir sind jetzt eine unabhängige Nation und wir werden kämpfen.“
Dies war der Startschuss für den bewaffneten Widerstand durch die Mukti Bahini (Freiheitskämpfer).
4. Der Sieg (Bijoy): 16. Dezember 1971
Unsere Freiheitskämpfer kämpften neun Monate lang einen Guerillakrieg gegen eine hochgerüstete Armee. Sie hatten weniger Waffen, aber sie hatten den Mut der Verzweiflung.
Am Ende, mit Unterstützung der indischen Armee, waren die Besatzer umzingelt.
Am Nachmittag des 16. Dezember 1971 unterschrieb die pakistanische Armee auf dem ‘Ramna Race Course’ in Dhaka die Kapitulation. Aus „Ost-Pakistan“ wurde an diesem Tag offiziell die Volksrepublik Bangladesch.
5. Die deutsche Verbindung (Unsere Freunde)
Für die in Deutschland lebende Generation ist dieser Teil besonders wichtig: Deutschland stand von Anfang an an unserer Seite.
- Die DDR (Ostdeutschland) war das erste Land außerhalb Asiens, das Bangladesch schon im Januar 1972 anerkannte.
- Die Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland) folgte am 4. Februar 1972 als eines der ersten westlichen Länder.
- Während des Krieges gab es in Deutschland viele Solidaritätskonzerte und Spendenaktionen für die bengalischen Flüchtlinge.
6. Warum ist das heute wichtig für Dich?
Wenn Du heute in Berlin, Frankfurt oder Hamburg lebst, ist diese Geschichte Dein Erbe.
- Deine DNA: Du stammst von Menschen ab, die sich nicht unterdrücken ließen.
- Deine Sprache: Dass Du heute zu Hause „Bangla“ sprichst, ist das Ergebnis dieses Kampfes.
- Deine Verantwortung: Wir erinnern uns nicht, um Hass zu säen, sondern um den Wert von Freiheit und Demokratie zu schätzen.
Quellenverzeichnis (Zum Nachlesen)
Wir glauben an Fakten. Hier können Sie die Geschichte unabhängig nachprüfen:
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): „Die Teilung Britisch-Indiens und der Ostpakistan-Konflikt“
- Auswärtiges Amt: „Beziehungen zu Bangladesch: Ein halbes Jahrhundert Freundschaft“
